
- 1. Allgemeine Informationen zur Lagerung von Gemüse
- 2. Klarheit über die individuelle Lagerstrategie erlangen
- 3. Faktoren, die Haltbarkeit im Lager beeinflussen
- 4. Anforderungen an ein gutes Lager
Allgemeine Informationen zur Lagerung von Gemüse
Die Anforderungen an unser Gemüselager unterscheiden sich, je nachdem, welches Gemüse wir anbauen. Wenn wir Wintergemüse wie Möhren oder Kohl anbauen, benötigen wir ein anderes Lager als wenn wir Sommergemüse wie Paprika, Tomaten oder Gurken anbauen. Verschiedene Gemüse haben unterschiedliche Anforderungen an Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Lager. Außerdem sind manche von ihnen ethylenempfindlich und sollten nicht mit ethylenausgasenden Gemüsen zusammengelagert werden. In der Regel benötigt man also mehrere verschiedene Lager für verschiedenes Gemüse.
Einige Informationen, welche Gemüse Ethylen ausgasen und welche man gemeinsam oder getrennt lagern sollte.
https://www.oekoring.com/fileadmin/user_upload/PDF/Lagerung_Obst___Gemuese.pdf
Umfangreiche Informationen zu den optimalen Lagerbedingungen von Gemüse.
https://www.alb-bayern.de/media/files/0001/alb-infobrief-12-12-2007-lagerung-obst-gem-se.pdf
Egal wie gut das Lager ist, es muss regelmäßig kontrolliert werden. Dabei wird krankes Gemüse entfernt und entsorgt. Oft können wir uns dabei von unserer Nase leiten lassen. Wenn es irgendwo anfängt zu stinken, sollten wir genauer nachschauen. Ich empfehle, das Lager im Winter alle ein bis zwei Wochen gründlich zu kontrollieren. So kann vermieden werden, dass verdorbenes Gemüse gesundes Gemüse ansteckt. Eigentlich selbstverständlich, aber das Lager muss natürlich frei von Schädlingen sein und den gesetzlichen hygienischen Bestimmungen entsprechen.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat in diesem Artikel die wichtigsten Gesetze und Bestimmungen für die Erwerbsmäßige Lagerung von Gemüse bereitgestellt. Wichtig ist es hierbei, sich immer wieder über aktuelle gesetzliche Änderungen zu informieren.
https://www.bmel.de/DE/themen/verbraucherschutz/lebensmittel-hygiene/lebensmittelhygiene-im-handel.html
Die Türen unserer Lagerräume sollten breit genug sein, so dass man bequem mit dem bevorzugten Kistensystem herein- und herauskommt. Wenn man Transportsysteme benutzt, sollten diese ebenfalls im Lagerraum betrieben werden können. Wenn geplant ist, den Betrieb zukünftig zu erweitern, dann sollte dies bei der Berechnung des Lagerraumes mit berücksichtigt werden. Gemüse korrekt zu lagern erfordert viel Wissen. Ein Lager muss regelmäßig betreut werden. Als wichtigster Grundsatz muss zudem gelten: Nur absolut gesundes Gemüse darf ins Lager. Als Produzent sollte man sich immer darüber im Klaren sein, dass Gemüse im Lager Kosten verursacht und wir mit Ausfällen zu rechnen haben. Dies sollte man bei seiner Entscheidung, ob man überhaupt Lagergemüse anbauen möchte, berücksichtigen. Zudem profitieren in der Lagerhaltung große Betriebe massiv von Skalierungseffekten und haben damit einen erheblichen Preisvorteil vor kleineren Betrieben. Es kann eine Überlegung wert sein, Lagergemüse zuzukaufen oder (zumindest in der Anfangszeit) ganz auf seinen Anbau zu verzichten. Eine interessante Strategie kann es sein, sich auf den Anbau von Wintergemüse insofern zu spezialisieren, dass nicht gelagert, sondern auf dem Feld angebaut wird. Dies ist durch eine exakte zeitliche Abstimmung der Anbausätze möglich. Es gilt zu beachten, dass die meisten Gemüse im Winter selber nicht viel wachsen. Sie müssen also mit einer bestimmten Wachstumsgröße in den Winter starten und können dann während des Winters beerntet werden. Dieser Ansatz erfordert sehr viel Erfahrung und genaues Wissen über die Wachstumsprozesse der verschiedenen Pflanzen. Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass wir hohe Arbeitsspitzen im Sommer haben und den Winter als eine Zeit der Erholung nutzen sollten. Nichtsdestotrotz bietet der Anbau von Wintergemüse eine interessante zusätzliche Vermarktungsmöglichkeit.
Eliot Coleman: Handbuch Wintergärtnerei. Frisches Biogemüse rund ums Jahr, ISBN: 3706625652.
Der Pionier beim Anbau von Wintergemüse. Ein äußerst inspirierendes und informatives Buch. Ideal für den Einstieg in die Thematik.
Wolfgang Palme: Frisches Gemüse im Winter ernten: Die besten Sorten und einfachsten Methoden für Garten und Balkon, ISBN: 370662592X.
Hier geht es wirklich in die Praxis. Sehr viele ausführliche Hintergrundinformationen und Anbautipps für die Kultivierung von Wintergemüse.
Klarheit über die individuelle Lagerstrategie erlangen
Jeder Betrieb, jeder Garten ist anders und erfordert dementsprechend eine ganz eigene Lagerstrategie. Folgende Fragen sollen als Hilfestellung Unterstützung dabei bieten, die optimale Lagerbedingungen für sich selbst zu entwickeln.
Möchte ich Lagerkulturen anbauen? Klingt erstmal banal, sollte aber tatsächlich ausgiebig reflektiert werden. Es kann helfen, eine Kosten- und Nutzenrechnung aufzustellen, um herauszufinden, ob sich eine Lagerung überhaupt lohnt. Ebenfalls sollte abgeklärt werden, ob man überhaupt über die notwendigen Ressourcen verfügt, um eine den gesetzlichen Vorgaben entsprechende und wirtschaftlich sinnvolle Lagerhaltung zu betreiben. Gerade wenn man neu startet, kann es sinnvoll sein, Lagergemüse zuzukaufen und so das Risiko und die Kosten auszulagern.
Kann ich das Gemüse hygienisch unbedenklich gemäß den gesetzlichen Vorgaben lagern? Wenn diese Frage mit Nein beantwortet wird, ist eine Lagerung von Gemüse zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich.
Ist der Zukauf von Gemüse für mich eine Option? Wenn ja, dann welches? Wir können einen Teil des Gemüses selbst anbauen und einen Teil zukaufen. Hier kann es sich anbieten, seine Kunden mit einzubeziehen und sie zu fragen, welches selbstangebaute Gemüse sie besonders schätzen und wo sie auch mit Zukauf-Gemüse zufrieden wären. Auch gilt es, die eigenen Stärken zu reflektieren und die Standortbedingungen zu beachten.
Kann ich Kooperationen mit Nachbarbetrieben eingehen? Aufbauend auf die letzte Frage: Es kann wirklich sehr sinnvoll sein, Ressourcen zu bündeln und Kooperationen mit seinen Nachbarn einzugehen. Hieraus können potentiell auch weitere Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit entstehen.
Welche Kulturen kann ich zum aktuellen Zeitpunkt vernünftig lagern? Sobald ich mir darüber im Klaren bin, dass ich Lagergemüse anbauen möchte, gilt es im nächsten Schritt abzufragen, welches Gemüse ich überhaupt sinnvoll lagern kann. Hier gibt es Informationen, welches Gemüse welche Lagerbedingungen erfordert (Link zu Lagerung und Lagerstrategien). Gemüse, von dem absehbar ist, dass ich die Lagerbedingungen nicht erfülle, sollte nicht angebaut werden.
Welche Kulturen möchte ich in Zukunft lagern können? Um ein Lager rational planen zu können, ist es wichtig, sich auch im Klaren zu sein, wie man sich zukünftig entwickeln möchte. Eventuell sind Räumlichkeiten vorzuhalten oder es sollten schon mal Wege angelegt oder Stromleitungen angebracht werden.
Faktoren, die Haltbarkeit im Lager beeinflussen
Es gibt viele Faktoren, die die Haltbarkeit von Gemüse im Lager beeinflussen. Die wichtigsten habe ich im Folgenden einmal zusammengestellt. Sie lassen sich in interne Faktoren, wie sie im Lagerraum selber vorherrschen, und externe Faktoren, die außerhalb des Lagers zu beachten sind, aufteilen. In unseren Pflanzensteckbriefen haben wir umfangreiche Informationen in Bezug auf die Lagerung des Gemüses zusammengestellt. (Link Steckbriefe)
Intern:
Temperatur
Luftfeuchte
Ethylenempfindlichkeit
Zugluftempfindlichkeit
Lagerdauer
Extern:
Gesundheitszustand der Lagerware
Wahl des optimalen Erntezeitpunkts
Sortenwahl
Anforderungen an ein gutes Lager
An dieser Stelle habe ich noch einmal zusammengefasst, welche Anforderungen ein Lager optimalerweise erfüllen sollte. Neben diesen Punkten sollte im Idealfall Fachwissen in Bezug auf Lagerhaltung im Betrieb vorhanden sein.
Verschiedene Temperaturbereiche und Luftfeuchten einstellbar
Gutes Lüftungssystem
Leicht zu reinigen
Ausreichend dimensioniert (auch nicht zu groß!)
Einfahrtsmöglichkeit mit Transporthilfen (Rollis, Ameisen, Gabelstapler …)
Energie effizient
Improvisation: In der Theorie scheinen die Dinge oft einfach und machbar. In der Praxis kann dies aber oft ganz anders aussehen. Folgende Punkte können dabei helfen, auch unter nicht optimalen Lagerbedingungen Gemüse haltbar zu machen. Ein besonderes Augenmerk ist auf den optimalen Erntezeitpunkt zu legen. Alles (frische) Blatt und grünartige nicht in der prallen Sonne ernten und schnell kühlstellen. Zum Beispiel (Salat, Bundmöhren, Spinat, Gurke …). Auf dem Feld können feuchte Tücher über die Erntekisten ausgelegt werden. Köhler, Kürbisse und Zwiebeln trocken einlagern oder nach der Ernte an einem luftigen Ort trocknen lassen. Wie schon weiter oben beschrieben können wir auch Gemüse in den Winter hinein anbauen oder aber auf dem Feld überwintern lassen. Bei Letzterem ist zu bedenken, dass Mäuse große Schäden anrichten können. Lager- und Anbaukooperationen können helfen, Kapazitätsprobleme zu überwinden. Es spricht auch nichts dagegen, vorhandene Räumlichkeiten umzubauen oder umzunutzen. Die größte Herausforderung hierbei ist es, die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Von der Verwendung von Erdmieten auf dem Feld, wie man es noch in einigen älteren Gartenbüchern liest, würde ich an dieser Stelle abraten. Unsere Winter sind schlicht und ergreifend nicht mehr kalt genug. Dies erhöht die Gefahr, dass Schadpilze unser Gemüse in den Erdmieten befällt, ungemein.
In diesem Video schauen wir uns exemplarisch ein Gemüselager an und sprechen über einige Dinge, die bei der Lagerung von Gemüse beachtet werden sollten.