
Im Wesentlichen lassen sich Gemüsesorten in drei Kategorien einteilen: Genetisch verändertes Saatgut F1-Hybriden Samenfeste Sorten Genetisch verändertes Saatgut ist für den Gemüseanbau innerhalb der EU aktuell (Stand 2023) nicht zugelassen und wird deshalb an dieser Stelle nicht vertiefend behandelt.
Wer sich zu diesem Thema weiterführend informieren möchte, findet unter den folgenden Adressen einige Hinweise:
https://www.bund.net/themen/landwirtschaft/gentechnik/risiken/baeuerliche-abhaengigkeit/
https://www.bayer.com/de/landwirtschaft/gentechnisch-modifizierte-nutzpflanzen
https://www.bfn.de/thema/biotechnologie-und-gentechnik
F1- Hybriden
F1-Hybriden machen einen Großteil der aktuell auf dem Saatgutmarkt verfügbaren Sorten aus. Hybridsorten können zwar selber weitervermehrt werden, allerdings sind die Nachkommen eines F1-Hybriden oft schwach und wenig schmackhaft. Außerdem spaltet sich die Sorte auf, und anstatt der Sorte, deren Eigenschaften wir reproduzieren wollten, haben wir es mit verschiedensten anderen Eigenschaften zu tun. Aus Hybriden lassen sich samenfeste Sorten rückzüchten. Dies ist sehr aufwendig und dauert bis zu 10 Jahre. Zudem muss sichergestellt werden, dass bestehende Eigentumsrechte nicht verletzt werden. Damit muss in der Regel jedes Jahr neues Saatgut beschafft werden, da eine eigene Vermehrung nicht oder nur sehr schwer möglich ist. Ein weiterer Nachteil von F1-Hybriden ist, dass deren Züchtungsziele, die bei der Sorte erwünschten Eigenschaften, nicht unbedingt deckungsgleich mit den Ansprüchen sind, die wir in einem kompostgestützten System mit Dauerbeeten und Mulch benötigen. Häufig tun sich moderne Hochleistungssorten schwer, maximale Erträge zu liefern, wenn nicht alle Bedingungen optimal gesteuert werden können. Was nicht heißen muss, dass sie es nicht könnten, wenn Züchtungsziele dementsprechend kommuniziert und modifiziert würden.
An dieser Stelle wird technisch gut erklärt, wie ein F1-Hybrid entsteht:
https://www.mri.bund.de/de/institute/sicherheit-und-qualitaet-bei-obst-und-gemuese/forschungsprojekte/zwiebeln-oekolb/hybridsorten
Samenfeste Sorten
Samenfeste Sorten geben uns die Möglichkeit, Pflanzen selber zu vermehren und dadurch eigenes Saatgut zu erhalten. Auch hier gilt es, respektvoll die Eigentumsrechte der Züchter zu wahren.
Je nach Pflanzenart ist die Gewinnung von Saatgut mehr oder weniger komplex. Eins kann aber generell gesagt werden: Die Vermehrung von Saatgut benötigt Zeit und Infrastruktur. Gerade für einen neu entstehenden Betrieb empfehle ich, das Saatgut vorerst zuzukaufen.
Gegebenenfalls regeln gesetzliche Bestimmungen das In-den-Verkehr-Bringen von Saatgut.
https://www.gesetze-im-internet.de/saatverkg_1985/BJNR016330985.html
Wer sich privat mit der Vermehrung von Pflanzen auseinandersetzen möchte, findet hier ein sehr gutes Buch zu diesem Thema:
Andrea Heistinger: Handbuch Samengärtnerei, ISBN: 3706623528
F1- Hybride oder Samenfeste Sorten?
Ob F1-Hybride oder samenfeste Sorten bevorzugt werden, muss jede Gärtnerei für sich entscheiden. Manche Sorten gibt es nur als F1-Hybriden, andere wiederum nur samenfest. Beim Zukauf von Jungpflanzen gilt es ebenso zu schauen, ob samenfeste Pflanzen überhaupt verfügbar sind.
Meiner persönlichen Erfahrung nach funktionieren samenfeste Sorten im Kontext von Dauerbeeten und Mulch besser als F1-Hybriden. Das könnte damit zusammenhängen, dass samenfeste Sorten oft auf Betrieben erzeugt werden, in denen auch mit Komposten und Mulch gearbeitet wird.
Sorteneigenschaften
Jede Sorte verfügt über spezielle Eigenschaften, die in ihrer jeweiligen Kombination „einmalig“ sind. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit einige mögliche Sorteneigenschaften:
Frosthärte
Schossfestigkeit
Resistenzen gegen verschiedene Schaderreger
Frühreife
Langes Erntefenster
Platzfestigkeit
Hoher Ertrag
Bestimmte Farbe, Form etc.
Gute Haltbarkeit im Lager
Besondere Anbaueignung im Folientunnel
(Besonders schmackhaft)
.....
Für die Auswahl einer Sorte sollte man also Klarheit darüber haben, unter welchen Anbaubedingungen man sie später kultivieren möchte. Grundsätzlich lassen sich die Sorteneigenschaften in drei, ihrer Bedeutung nach absteigenden, Kategorien einteilen.
Anbaueigenschaften
Resistenzen
Äußere Form
Die Anbaueigenschaften müssen unbedingt beachtet werden. Eine Sorte, die nicht frosthart ist, über Winter anbauen zu wollen, weil man zum Beispiel ihre rote Färbung schätzt, wird nur in besonders begünstigten Lagen zum Erfolg führen. Resistenzen machen Sinn, zu beachten, wenn man mit einem bestimmten Schaderreger wiederkehrende Probleme hat. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich Schadorganismen weiterentwickeln können und damit auch Resistenzen auf die Dauer ihre Wirkung verlieren können. Neben Resistenzen gibt es auch noch Toleranzen. Die Pflanze ist nicht immun, aber recht widerstandsfähig gegen den entsprechenden Erreger. Bei Tomaten im Kontext mit Kraut und Braunfäule (Phytophthora infestans) spielen Toleranzen zum Beispiel eine Rolle. Die äußere Form wird wichtig, wenn es Anforderungen von Abnehmern oder Kunden bezüglich des Gemüses gibt. Zudem können eigene Vermarktungsstrategien und persönliches ästhetisches Empfinden eine Rolle spielen.