Exkurs: Die Sortenwahl und was wir beachten können

Exkurs: Die Sortenwahl und was wir beachten können

Die meisten Gemüse sind als verschiedene Sorten erhältlich. Hierbei gilt es zu beachten, dass es zum Teil innerhalb einer Gemüseart erhebliche Unterschiede bei den Sorten gibt. Als Beispiel kann uns der Wirsing dienen. Die Sorte „Smaragd“ hat eine relativ kurze Wachstumszeit, ist aber dafür bei weitem nicht so frosthart wie die Wirsingsorte „Winterfürst 2“, die dafür aber wiederum eine längere Wachstumszeit hat.

Mittelfristig ist es empfehlenswert, sich für seinen Betrieb eine eigene Sortenstrategie zu erarbeiten und diese anschließend umzusetzen. Dies geschieht meistens sowieso automatisch, weil wir unsere Lieblingssorten haben. Es kann aber durchaus sinnvoll sein, dies zu dokumentieren.

Für den Erwerbsanbau gilt, dass man vorwiegend Erwerbssorten anbauen sollte. Diese sind meistens wesentlich höher von den Erträgen und weisen Toleranzen oder sogar Resistenzen gegen verschiedenste Schaderreger auf. Eine Ausnahme besteht, falls ich mich auf seltene Sorten innerhalb meiner Vermarktungsstrategie spezialisieren möchte. Allgemein gilt: Seltene Sorten und Raritäten nur anbauen, wenn Mehrkosten und Mehraufwand vergütet werden. Dann wäre allerdings eventuell zu überprüfen, ob der rechtliche Rahmen des EU-Sortenrechts verletzt wird, weil nicht zugelassene Sorten in den Verkehr gebracht werden.

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Hinweise hierzu findet man auf der Seite des Bundessortenamtes.

https://www.bundessortenamt.de/bsa/sorten/datenbanken/gemeinsame-sortenkataloge-eu

Ob man samenfeste Sorten oder F1-Hybriden verwenden möchte, ist eine Entscheidung, die jeder Betrieb für sich treffen muss. Es gibt gute Argumente sowohl für die eine als auch für die andere Variante. Ich würde da ein weniger dogmatisches und eher pragmatisches Vorgehen empfehlen. Ich persönlich verwende zu 99% nur samenfeste Sorten. Dies war aber eine bewusst getroffene Entscheidung. Zu versuchen, Biodiversität durch eine übertriebene Anzahl an verschiedenen Gemüsearten zu erzeugen, ist wenig empfehlenswert. Jede Pflanze bevorzugt bestimmte Standortbedingungen. Erhält sie diese nicht, ist sie gestresst. Gestresste Pflanzen sind wesentlich anfälliger für Schädlinge. Es sollten weniger willkürlich verschiedenste Gemüse angebaut werden, sondern der Fokus sollte mehr auf die Rahmenbedingungen gelegt werden. Biodiversität lässt sich gut durch Strukturen um meine Produktionszonen herum fördern. Einheimische Bäume, Hecken und Gehölze sowie Wiesen und vieles mehr.