Der Folientunnel

Der Folientunnel

Die richtige Größe

Ein Folientunnel bildet oft das Herz unseres Betriebes. Hier werden die kostenintensivsten aber auch umsatzstärksten Gemüsekulturen angebaut. Ein Folientunnel ermöglicht uns den Anbau von Gemüse im Winter und erleichtert uns die Produktion im zeitigen Frühjahr. Die Wahl des richtigen Modells und des Standorts spielen bei der Anschaffung eine große Rolle.

Die Größe des Folientunnels richtet sich nach der Menge des Gemüses, das man produzieren möchte. An dieser Stelle wird es schwierig, genau Vorgaben zu machen, da je nach gewähltem Anbausystem unterschiedlich viel Gemüse gleichzeitig produziert werden kann. Durch sehr clever angelegte Mischkulturen und Unterpflanzungen kann die effektive Nutzungskapazität eines Folientunnels gegenüber dem normalen Beet- und Wegeanbau fast verdoppelt werden.

Mischkulturanbau im Folientunnel

Die Hauptauslastung des Folientunnels haben wir in der Regel an zwei Punkten im Jahr. Die erste Spitze haben wir Anfang Mai, wenn das Fruchtgemüse gepflanzt werden muss, während die frühen Gemüse wie Salat, Kohlrabi, Fenchel, Rote Beete und vieles mehr noch nicht vollständig abgeerntet sind. Die zweite befindet sich im Spätherbst, wenn das Fruchtgemüse noch im Tunnel ist, die überwinternden Kulturen aber bereits gepflanzt oder gesät werden müssen. Folgende Maßnahmen können im Spätherbst helfen, die Kapazitäten im Folientunnel zu erhöhen:

Rechtzeitiges Räumen des Fruchtgemüses. Die Qualität des Fruchtgemüses nimmt im Herbst kontinuierlich ab und die Reifeprozesse dauern immer länger. Im Zweifelsfall sollte man die Restbestände abernten und vermarkten, damit der Platz für neue Kulturen frei wird. Es macht keinen Sinn, auf die letzte Tomate oder Paprika zu warten. Dies gilt besonders, da wir durch den Anbau unserer überwinternden Kulturen sicherstellen, dass wir im zeitigen Frühjahr im März und April frische Ware für den Markt zur Verfügung haben.

Durch das Anlegen von Untersaaten und Pflanzungen kann der effektive Platz in bestehenden Kulturen nutzbar gemacht werden. Dazu werden die bisherigen Erntewege vorbereitet und die Erde gelockert. Anschließend kann gepflanzt oder gesät werden. Besonders gut funktioniert dies mit robusten Kulturen wie Mangold, Schnittkohl oder Spinat.

Durch die Nutzung von Beet- und Wegerändern kann Potential nutzbar gemacht werden. Hier können Lauchzwiebel und frischer Knoblauch gesteckt werden. Diese gehören dann im Frühjahr mit zu den ersten werterzeugenden Kulturen.

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Es gibt auch Betriebe, die Untersaaten von Möhren in bestehenden Tomatenbeständen praktizieren. Besonders interessant war in diesem Kontext für mich ein Besuch im Lebensgarten in Steyerberg wo diese und andere Systeme praktiziert werden.

https://www.permakulturpark.de/

Streifen-Mischkultur in einem kleinen Römer-Tunnel.
Streifen-Mischkultur in einem kleinen Römer-Tunnel.
© Robert Franz
Streifen-Mischkultur in einem kleinen Römer-Tunnel. Ein paar Wochen später.
Streifen-Mischkultur in einem kleinen Römer-Tunnel. Ein paar Wochen später.
© Robert Franz
Mischkultur in einem größeren Folientunnel. Die weißen Schnüre markieren die zukünftigen Tomatenreihen.
Mischkultur in einem größeren Folientunnel. Die weißen Schnüre markieren die zukünftigen Tomatenreihen.
© Robert Franz
person icon Eigene Erfahrung

Den Folientunnel im Frühjahr effektiv nutzen: Bevor Tomaten oder Gurken groß sind, benötigen sie mehrere Wochen Wachstumszeit. Während dieser Zeitspanne haben wir um sie herum eine Menge ungenutzten Raumes. Als Strategie kann man die zukünftigen Standpunkte des Fruchtgemüses früh im Jahr festlegen. In der Regel werden diese in Doppelreihen gepflanzt. Das heißt, dass wir 90 cm Ernteweg haben und 60 cm Pflanzraum. In den 90 cm Erntewegen können zwei bis drei Reihen an Kohlrabi, Salat, Spinat oder Fenchel angebaut werden. In den 60 cm Reihen zwischen den zukünftigen Pflanzen entsprechen 1 bis 2 Reihen. Dies geschieht, bevor das Fruchtgemüse gepflanzt wird. Es wird dann später zwischen das entsprechende andere Gemüse gesetzt. Wichtig ist eine exakte Vermessung, damit hinterher alle Pflanzen genügend Platz haben.

Auch im Frühjahr kann man noch die Folientunnelränder mit Steckzwiebeln oder Steckknoblauch nutzen.

Dieses Anbausystem erfordert ein gutes Timing und etwas Erfahrung. Wenn es einem aber gelingt, dann kann man seinen Folientunnel effektiver nutzen. Die dichten Pflanzungen unterdrücken das Beikraut weitestgehend und der Boden ist durchgehend durchwurzelt, was dem Bodenleben zugutekommt. Mulch kann zusätzlich eingesetzt werden, sobald der Boden sich ausreichend erwärmt hat.

Folientunnel Mischkulturstreifen mit Tomaten
Folientunnel Mischkulturstreifen mit Tomaten
© Robert Franz

Der richtige Typ

Der Folientunneltyp hängt vor allem von eigenen Vorlieben und den zur Verfügung stehenden Ressourcen ab. Es gibt Modelle, die bogenförmig sind, und solche mit geraden Stehwänden. Letztere haben den Vorteil, dass es sich an den Rändern bequemer arbeiten lässt. Fast alle relevanten Schadpilze werden durch eine hohe Luftfeuchte gefördert. Für den Gemüseanbau gilt deswegen allgemein: Je schneller die Pflanzen an Blättern und Stängeln abtrocknen können, desto besser. Dies gilt besonders für den Anbau im Folientunnel, weil hier in der Regel hohe Luftfeuchtigkeiten vorherrschen. Leider sind die Lüftungselemente meist auch der teuerste Teil des Folientunnels. Als Faustregel habe ich damals während meiner Ausbildung gelernt, dass man ab 28 Metern Tunnellänge mindestens ein Lüftungselement einplanen sollte. Ich würde dies nur empfehlen, wenn der Tunnel mit den Türen zur Hauptwindrichtung aufgestellt wurde, so dass der Wind gut durch die Bestände wehen kann. Für sehr Schadpilzempfindliches Gemüse wie Tomaten darf es gerne auch ein Lüftungselement mehr sein. Wenn man es sich leisten kann, würde ich eine automatisierte Seitenlüftung empfehlen. Dabei kann die Folie an den Außenwänden zum Großteil aufgewickelt werden, so dass eine gute Durchlüftung der Bestände stattfinden kann. Diese Folientunnelmodelle werden in der Regel für den Sonderkulturanbau, wie zum Beispiel Erdbeeren, eingesetzt. Sie eignen sich aber auch hervorragend für den Anbau von Gemüse. Wer nicht viel Geld hat, für den könnte sich ein Blick auf die sogenannten Römertunnel lohnen. Sie sind oft sehr günstig gebraucht zu haben, sind schnell aufgebaut und man kann die Folie an den Seiten per Hand hochwickeln, was zwar aufwendig ist, aber in der Praxis sehr gute Resultate bei der Lüftung bringt. Sie sind zudem erstaunlich windstabil, gemessen an ihrer Konstruktion. Trotzdem sollten sie etwas geschützter aufgestellt werden, damit man seine Folie hinterher nicht aus dem Teich der Nachbarn fischen muss.

Die Wahl der Folie

Dies führt uns zum nächsten Punkt, die Wahl der richtigen Folie. Dies kann eine Wissenschaft für sich darstellen, gibt es doch diverse Farben, Additive und Strukturen. Wer tiefer in das Thema Folie einsteigen möchte, sollte sich beraten lassen, da die Entwicklung stetig voranschreitet. Für den „normalen" Gemüsebau reicht in der Regel eine durchsichtige (farblose), UV-stabile Markenfolie aus. Dabei sollte man nicht die günstigsten Modelle wählen, weil diese oft nicht lange halten. Wer es mag, kann noch eine Anti-Tau-Beschichtung dazunehmen. Diese sorgt dafür, dass die Kondensat-Tropfen innen seitlich an den Wänden herunterlaufen, anstatt von oben auf unsere Pflanzen zu tropfen. Ich habe Anti-Tau-Folien seit einer Weile im Einsatz und sie funktionieren bei Windstille recht gut. Wenn der Wind allerdings an der Folie rüttelt, tropft es trotzdem. Ich würde sie dennoch wieder kaufen, da sie nicht so wahnsinnig viel teurer sind und der Effekt meistens ganz gut funktioniert. Welche Folie ich nicht empfehlen kann, sind die sogenannten Gitterfolien. Ich hatte bisher immer das Pech, dass diese nicht sonderlich UV-stabil waren und nach einer Weile das Plastik zwischen den Gittern herausgebröselt ist und dann in meinem Beet lag.

Zusammenfassung

Zusammenfassend würde ich für den Einstieg mit wenig Geld einen gebrauchten Römertunnel empfehlen, 20 bis 30 Meter lang und 5 bis 7 Meter breit. Dazu eine neue Markenfolie, die etwa 3 Meter breiter als benötigt ist, damit man sie an den Seitenrändern entweder einbuddeln oder anderweitig beschweren kann. Die Giebel kann man sich entweder selber bauen oder auch weglassen. Gelüftet wird per Hand über die Seiten. Dieser Tunnel lässt sich dann auch relativ schnell auf- und wieder abbauen. Man könnte ihn prinzipiell sogar auf seiner Fläche versetzen und damit als mobilen Tunnel nutzen. Wenn etwas mehr Geld investiert werden soll, würde ich empfehlen, sich beraten zu lassen und verschiedene Vergleichsangebote einzuholen. Es sollte unbedingt beachtet werden, dass man für das Aufstellen eines Folientunnels in der Regel eine Baugenehmigung benötigt.

In diesem Video stellen wir euch ein Folientunnelmodell vor und sprechen darüber, was bei der Wahl des richtigen Folientunnels beachtet werden sollte.

book icon Literatur

Wer richtig tief in das Thema einsteigen möchte, für den empfehle ich folgendes Buch:

Karl Schrader: Gewächshäuser und Heizungsanlagen im Gartenbau, ISBN: 978-3-8001-7582-6
Hier werden nicht nur Modelle und Eindeckmaterialien umfangreich vorgestellt, sondern auch potentielle technische Ausrüstung.

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Auf dieser Seite findet man einen interessanten Artikel zu den verschiedenen Eindeckmaterialien: https://r-schlatter.ch/entscheidungsgrundlagen-im-gewaechshausbau/