
- 1. Einleitung
- 2. Der aktuelle Stand im Zierpflanzenbau
- 3. Erfahrungsbericht I: Der umlaufende Blühstreifen
- 4. Erfahrungsbericht II: Begrünte Wege
- 5. Das Fazit aus den beiden Beispielen
- 6. Praxisbeispiele
Einleitung
Dieser Artikel ist mit der Hilfe von Britta Behr, Zierpflanzenmeisterin, verfasst worden und befasst sich im Wesentlichen damit, wie Blühstreifen in den Betrieb integriert werden können. Im Anhang befindet sich eine Tabelle, in der einige interessante Pflanzen aufgeführt sind, die uns fast das gesamte Jahr mit ihrer Blühpracht erfreuen können.
Der aktuelle Stand im Zierpflanzenbau
Im konventionellen Zierpflanzenbau sind wir noch weit entfernt von Blühstreifen. Die Nutzfläche verringert sich stark und die Logistik müsste angepasst werden. Solange wie die Gärtner den Nutzen nicht sehen, wird sich daran nur sehr langsam etwas ändern. Trotzdem gibt es einige Gartenbaubetriebe, die sich damit beschäftigen, es ausprobieren und schon einige Erfahrungen gesammelt haben. Hier sind einige Erfahrungsberichte:
Erfahrungsbericht I: Der umlaufende Blühstreifen
Es sollte am umlaufenden Zaun ein Blühstreifen gesät werden. Die Fläche wird nicht kulturtechnisch genutzt und dann kann man sie ja auch für Blühstreifen nutzen. Im Vorwege wurden Informationen eingeholt, welche Blühmischungen geeignet wären. Nützlinge sollten davon profitieren, natürlich auch die hiesigen Insekten. Die Anforderungen an den Blühstreifen waren: pflegeleicht, eine hübsche Mischung und bitte nicht in die Kulturen aussamen.
Einfacher gesagt als getan. Man einigte sich auf eine Mischung aus ein- und zweijährigen Pflanzen und Stauden.
Nach dem ersten Jahr war das Fazit: Die Stauden hatten sich kaum etabliert , die Einjährigen hatten sich dann doch in die Kulturen ausgesät und die Stimmung war eher schlecht. Glücklicherweise waren diese Gärtner weise und wussten, dass sich noch alles ändern kann. Die Pflanzen, die sich in den Kulturen aussäten, wurden händisch reduziert. Und die Stauden konnten sich durchsetzen und waren auf einmal da. Nach dem 2. Jahr war die Stimmung schon sehr viel besser und jetzt (nach 4 Jahren) hat man eine gewisse Balance gefunden. Der Blühstreifen wird im Herbst gemäht und sonst bei Bedarf und Zeit. Da wir Gärtner wenig Zeit haben und eine Lohnstunde teuer ist, kommt das sehr selten vor, nur wenn der Leidensdruck zu groß ist.
Fazit: Durch Beobachten der Blühzeiträume hat man die Blühstreifen/Standorte der Kulturen angepasst. Beispiel: Wenn ein Kraut voll mit reifer Saat war, dann hat man daneben nicht gerade eine neugetopfte Kultur gestellt. Das bedeutet für die Planer in so einem Betrieb eine genaue Beobachtung und etwas Pufferfläche, damit man bei Bedarf den Standort der Kultur ändern kann oder man greift tatsächlich mal zum Mäher.
Erfahrungsbericht II: Begrünte Wege
Jedes 7. Beet ist ein Betriebsweg und dient zur Logistik (Kultivierung und Ernte). Dieser Weg wurde sonst immer mit Herbiziden sauber gehalten, bis jemand auf die Idee kam, einen Blühstreifen zu säen. Gesagt, getan! Ich kann nicht sagen, welche Mischung sie benutzen. Dieser Betrieb hatte ein anderes Problem: Man hatte bei der Auswahl der Saat nicht auf die Wuchshöhe geachtet und nun hatten die Fahrzeuge doch arge Schwierigkeiten, auf diesen Wegen zu fahren. Der Blühstreifen musste noch vor dem Blühen gemäht werden und hatte natürlich dann nicht den Effekt, den man sich erwünschte. Doch auch diese Gärtner waren weise, bearbeiteten den Weg und brachten im darauffolgenden Jahr eine kürzere Mischung aus – und jetzt funktionierte es!
Das Fazit aus den beiden Beispielen
Blühstreifen sind eine tolle Sache, sie müssen nur zum Betrieb passen. Das ist mit allen Betrieben so, egal welche Fachrichtung. Man sollte sich beraten lassen und dann heißt es, geduldig zu sein, zu reagieren und einfach versuchen, die Sache anzupassen. Das geht meistens nicht im 1. Jahr. Man braucht Geduld. Aber das ist es doch, was uns Gärtner ausmacht: Wir beobachten, wir reagieren und wir sind geduldig, weil die Natur ihr eigenes Tempo und ihre eigenen Regeln hat. Die Natur können wir nicht ändern und schon gar nicht beherrschen, doch wir können mit der Natur gemeinsam das Beste leisten!
Praxisbeispiele

Vor der Aussaat wurde der Boden sorgfältig vorbereitet und ein feinkrümeliges Saatbeet erzeugt. Der Boden war tiefgründig angefeuchtet. Nach der Aussaat wurde mit einer dünnen Schicht Kompost abgestreut. Die Fläche wurde in den ersten Monaten durchgehend feucht gehalten. Hierzu diente eine Tropfbewässerung. Im zweiten Jahr war die Blühmischung gut angewachsen und benötigte kaum noch Pflege. Im Sommer ist eine schier unglaubliche Anzahl an Insekten auf dieser kleinen Fläche aktiv. Bei der Wahl der Blühmischung wurde Wert auf eine mögliche Vielzahl an wilden Kräutern gelegt, so enthält sie unter anderem:
Acker-Witwenblume, Adonisröschen, Anis, Kornblume, Dost, Färberkamille, Färber-Waid, Glockenblume, Pfirsisch-, Gewöhnliche Goldrute, Johanniskraut, Klatschmohn, Kleiner Wiesenknopf, Großblütige Königskerze, Schwarze Königskerze, Koriander, Kornrade, Moschusmalve, Natternkopf, Rainfarn, Ringelblume, Rote Lichtnelke, Schafgarbe, Seifenkraut, Spitzwegerich, Staudenlein, Taubenkropf-Leimkraut, Wegwarte, Weiße Lichtnelke, Wiesenflockenblume, Wiesenmargerite, Wiesensalbei, Wilde Möhre.
Über die Zeit erweisen sich einige Arten an meinem Standort den anderen als überlegen und verdrängen diese. Das ist ein natürliches Geschehen. Die verbleibenden Pflanzen sind dann weitestgehend pflegeextensiv und gut angepasst. Ich versuche immer herauszufinden, was mein Garten braucht, und baue nicht das an, was ich möchte, dass in ihm wächst. Dieses Beobachten und mit der Natur Zusammenarbeiten erspart eine Menge Zeit und Mühen und führt zu erstaunlichen Ergebnissen in Hinblick auf Resilienz und Fruchtbarkeit.

In der Mitte befindet sich eine Agroforsthecke, die an den Rändern mit der oben genannten mehrjährigen Blühmischung gesäumt ist. Diese verdrängt bei richtiger Anlage auch effektiv den Einwuchs von Gras.
In diesem Video stellen wir euch die Integration von Blühstreifen in einen Gemüsebetrieb vor.