Betriebsaufbau und Betriebsstruktur

Betriebsaufbau und Betriebsstruktur

Betriebsaufbau und Betriebsstruktur Das Zonen Modell

Eine Gärtnerei in Zonen zu unterteilen und diese voneinander profitieren zu lassen, ist keine neue Idee. Vielmehr bildet das Konzept eine der Grundlagen der Permakultur. Aber auch schon bevor Bücher über Permakultur geschrieben wurden, haben Menschen seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, ähnlich gegärtnert.

book icon Literatur

F. H. King: 4000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan ISBN: 3922201059.

Und vor den Menschen setzte und setzt die Natur schon seit hunderten Millionen Jahren auf dieses Konzept. Schauen wir uns einen Wald an, in dem es verschiedene Zonen gibt. Jede mit ihr eigenen Aufgaben und unterschiedlichen beteiligten Akteuren. Jede Zone benötigt unterschiedliche Arten und Mengen an Ressourcen. Keine kann ohne die andere bestehen. Alle unterstützen sie einander. In diesem Buch wird die enorme gärtnerische Kulturleitung vorangegangener Generationen an Gärtnern in Asien beschrieben. Auch wenn viele Methoden nicht eins zu eins auf unsere westliche Hemisphäre übertragbar sind, bietet es eine Fülle an Ideen und Inspirationen an. In einem ersten Schritt geht es darum, die für unseren Garten relevanten Zonen zu identifizieren. Anschließend werten wir sie individuell, um sie in eine Rangfolge zu bringen. Dies dient dann später dazu, unsere Ressourcen sinnvoll auf den Aufbau und den Erhalt der einzelnen Zonen zu verteilen. Dann identifizieren wir die Infrastruktur, die jede Zone braucht, um zu funktionieren. Die Anordnung der verschiedenen Zonen, ihre clevere Platzierung und ihre Verzahnung bilden den letzten Schritt. Am Ende dieses Prozesses verfügen wir dann über eine Roadmap, die in einzelnen Schritten sortiert nach Prioritäten Arbeitseinsätze definiert und die Zuweisung von Ressourcen regelt.

Was ist eine Zone?

Bevor wir uns die einzelnen Zonen im Detail anschauen, sollten wir erst einmal definieren, was wir im Folgenden unter einer Zone verstehen wollen. Eine Zone im Verständnis dieses Artikels ist ein spezialisierter, klar umgrenzter Bereich. In ihm gelten jeweils individuelle Regeln oder Verhaltensweisen. Alle Zonen arbeiten auf ein klar definiertes Ziel hin. Sie unterstützen einander und ihr gemeinsamer Output ist höher als die Summe ihrer einzelnen Komponenten. Die folgenden Zonen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dieses System ist nicht starr gedacht, sondern sollte für jeden Garten neu erdacht und erarbeitet werden.

Wir unterscheiden in:

Zonen der Produktion

Zonen für Nützlinge

Zonen für den Erhalt der Fruchtbarkeit
Zonen für die Förderung sozialer Interaktion

Jeder Zone sind verschiedene Bausteine zugeordnet, die ihr helfen, ihr konkretes Ziel zu erreichen. Ein Baustein innerhalb der Zonen ist der Ort, an dem die Aufgaben der Zonen praktisch Gestalt annehmen. Während Zonen theoretische Konstrukte sind, ermöglichen Bausteine den Transfer in unser tägliches Handeln. Dies klingt erstmal ziemlich abstrakt, wird allerdings schnell deutlich, wenn wir uns das Konzept weiter unten in seiner Umsetzung anschauen.
Ein identischer Baustein kann in verschiedenen Zonen verschiedene Aufgaben erfüllen.
Beispielhaft dient ein Apfelbaum der Nützlingszone, in dem er unter anderem Insekten Nahrung und Schutz gewährt. Unser Apfelbaum gehört aber ebenfalls der Produktionszone an, in der er Äpfel für uns „produziert“. Um den maximalen Nutzen aus dem Zonenmodell zu ziehen, bietet sich eine Überschneidung verschiedener Zonen an. Innerhalb der Schnittmenge zweier Zonen entstehen sogenannte Randzonen. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sie durch die Vielfalt an Leben, das aus beiden Zonen aufeinander trifft, besonders resilient und bei cleverer Kombination der Zonen auch besonders fruchtbar sind. Ziel ist es, möglichst viele Treffen der Bausteine innerhalb der Zonen zu ermöglichen, ohne dabei aber die konkreten Ziele der jeweiligen Zonen zu gefährden. Hier muss eindeutig Wert auf die clevere Kombination gelegt werden. Wenn wir verschiedene Zonen miteinander kombinieren, müssen wir uns anschauen, ob die verschiedenen in ihnen enthaltenden Bausteine für oder gegeneinander arbeiten. Baum- und Gehölzstreifen an Feldrändern können wertvollen Rückzugsraum für Nützlinge bilden und uns vor Winderosion schützen. Allerdings können flachwurzelnde Bäume und Gehölze auch in unsere Beete hineinwachsen und in Konkurrenz zu unseren Kulturpflanzen um Wasser und Nährstoffe treten. Schädlinge wie verschiedene Gemüsefliegen warten in den windgeschützten Bereichen der Gehölze darauf, ihre Eier in unsere Möhren- oder Porree-Bestände zu legen. Nicht zuletzt können durch zu dicht gepflanzte Bäume und Gehölze Bereiche entstehen, in denen die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist. Dies fördert den Befall mit Schadpilzen. Bevor wir also Zonen anlegen und planen, sollten wir uns genauestens informieren und sicher wissen, was unser Ziel ist.

book icon Literatur

Die Randzonen Thematik wird in diesen beiden Grundlagenwerken gut dargestellt.

Bill Mollison: Permakultur konkret. Entwürfe für eine ökologische Zukunft, ISBN 3895661988.

David Holmgren: Permakultur: Gestaltungsprinzipien für eine zukunftsfähige Lebensweisen, ISBN 3927369764.

Speziell für die Integration von Bäumen und Sträuchern kann ich zu der Thematik folgendes Buch empfehlen:

Noemi Stadler-Kaulich: Dynamischer Agroforst Fruchtbarer Boden, gesunde Umwelt, reiche Ernte, ISBN 978-3-96238-320-6.

Beschreibung der Zonen und ihrer Bausteine

Hier erfolgt eine Beschreibung der verschiedenen Zonen. Anschließend werden die in ihnen vorkommenden Bausteine kurz genannt. An dieser Stelle werde ich noch nicht näher auf die einzelnen Bausteine eingehen, da diese zum Teil selbsterklärend sind. Einzelne wichtige Bausteine werden ausführlich im Praxisteil beschrieben.

Zonen der Produktion

Die Zonen der Produktion enthalten alles, was wir zur Herstellung unseres Produktes benötigen. In ihr finden unsere Kernprozesse statt. Also alles, was dazu dient, unser Unternehmensziel zu erfüllen. Es ist wichtig, nicht aus den Augen zu verlieren, dass wir uns trotz allem Idealismus und Eifer systemgebunden in einem Umfeld bewegen, in dem wir Gewinne erwirtschaften müssen, um als Betrieb zu überleben. Gestiegene Nebenkosten in allen Bereichen machen ein effizientes Wirtschaften notwendig. Dies ist nicht nur negativ zu bewerten, sondern kann auch als Chance gesehen werden, teure Ressource sparsam und nachhaltig einzusetzen. Die Zeiten, in denen mittags die großen Bewässerungskanonen liefen oder Ertragsausfälle, die durch schlechte Beetvorbereitung oder falsch gewählte Aussaattermine entstanden sind, einfach weckgelächelt wurden, sind vorbei. Eine Professionalisierung im gärtnerischen Bereich, verbunden mit Wissenserwerb durch lebenslanges Lernen, ist eine der Anpassungen, die der Klimawandel und das Bewusstsein für die endlichen Ressourcen auf unserem Planeten uns abverlangen. Dabei helfen uns Schuldzuweisungen oder eine Einteilung der Betriebe in Gut und Böse nicht weiter. Jeder ist gefordert, in seinem Bereich sein Möglichstes zu tun, um Professionalität und Innovationen in der Gemüseproduktion voranzubringen. Nur durch Zusammenarbeit und gegenseitigen Respekt können wir miteinander. Ganz getreu nach dem Sprichwort: Der schlechteste Gärtner ist jener, der am Gartenzaun lehnt und dem Nachbar erklärt, wie er seine Beete zu gestalten hat, während er seine eigenen Beete vernachlässigt.

Bausteine der produktiven Zonen

Räume in denen Gemüse zum Abhohlen durch Kunden bereitgestellt wird

Beete

Bewässerungssystem
Lagerräume Obst und Nutzhecken
Waschräume
Wegesystem
Schuppen

Zonen für Nützlinge

Die Zonen für Nützlinge sind Bereiche, die von uns wenig bis gar nicht betreten werden. Hier wird nicht von uns produziert. Sie dienen als Kinderstube für unsere Nützlinge. In ihnen wachsen und blühen verschiedenste Pflanzen und stellen so Nahrungsquellen für Tier dar. Bei vielen Nützlingen ist es so, dass sie verschiedene Entwicklungsstadien aufweisen. Ein junger Marienkäfer, die sogenannte Marienkäferlarve, frisst Blattläuse. Die erwachsenen Tiere aber brauchen vorwiegend Pflanzenpollen für ihre Ernährung. Bei Florfliegen verhält es sich ähnlich. Ohne blühende Nahrungspflanzen für die erwachsenen Nützlinge werden sie sich nicht reproduzieren können und wir haben in der Folge unter Umständen ein Schädlingsproblem. Nun könnte man meinen, dass wir ja viele Pflanzen auf unseren Beeten anbauen, von denen sich die Nützlinge ernähren könnten. So einfach funktioniert das leider nicht. Im Gemüsebau lassen wir die Pflanzen meistens nicht zur Blüte kommen, weil sich dann ihr Nahrungswert für uns stark reduziert. Man denke an blühenden Spinat, Salat oder Rauke. Auch im Zierpflanzenbereich gibt es moderne Sortenzüchtungen, die trotz Blüte kaum noch Pollen für die Insekten bereithalten. Es ist also wichtig, ausreichend Zonen für Nützlinge bereitzuhalten. Diese können künstlich angelegt sein, wie zum Beispiel Blühstreifen, Hecken oder Gehölze, oder aber man überlässt es der Natur, einige Bereiche seines Gartens in wilde Ecken zu verwandeln. Ich habe in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen mit mehrjährigen Blühmischungen gemacht, die es von verschiedenen Anbietern zu kaufen gibt. Zu beachten ist dabei, dass auch die Beete für Blühstreifen sorgfältig angelegt werden müssen und sie ebenfalls eine Bewässerung benötigen. Die Anzahl der Zonen für Nützlinge lässt sich auf eine einfache Regel herunterbrechen: So viele wie irgend möglich.

book icon Literatur

Sigrid Tinz: Haufenweise Lebensräume, ISBN ISBN 978-3-89566-389-5.

Eine Ode an die Unordnung. Viele nützliche Tipps und viel Hintergrundwissen, illustriert mit wunderschönen Bildern.

info icon Information

Der NABU liefert weitere wertvolle und interessante Informationen zu diesem Thema:

https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/insekten/index.html

Das Umweltbundesamt stellt ebenfalls Informationen zur Verfügung. Hier ist auch eine Übersicht angefügt, welche Schädlinge effektiv mit Nützlingen reguliert werden können.

https://www.umweltbundesamt.de/nuetzlinge-wertvolle-helfer-im-garten-gewaechshaus?sprungmarke=Nuetzlinge-einfach#nutzlinge-als-gartenhelfer-fur-sich-arbeiten-lassen

Bausteine der Zonen für Nützlinge

Hecken
Blühstreifen
Dauergrünland
Totholzhaufen
Blätterhaufen
Laubbäume

Zonen für den Erhalt der Fruchtbarkeit

In den Zonen für den Erhalt der Fruchtbarkeit wird Kompost bereitet, werden Nährstoffe umgewandelt und in einen Zustand überführt, in dem sie wieder von unseren Pflanzen genutzt werden können. Kaum ein Thema im Gartenbau wird emotionaler und intensiver diskutiert als dieses, und das schon seit Jahrtausenden. Es gibt die unterschiedlichsten Ansätze. Seinen Anfang hat es wohl bei Aristoteles um 350 v. Chr. genommen, der eine erste Humustheorie aufstellte. Das Minimumgesetz von Justus von Liebig bildete dann die Grundlage der Düngung mit Mineralstoffen. In den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts forschten Annie Francé-Harrar und ihr Mann zum Bodenleben und seinen Wechselwirkungen mit der Pflanze. Sie prägten den Begriff Edaphon. Edwin Scheller beschrieb dann darauf aufbauend ausführlich, wie Pflanzen sich ihre Nährstoffe auch aktiv selbst in Zusammenarbeit mit dem Bodenleben erschließen können. Eine auch nur annähernd vollständige Zusammenfassung des vorhandenen Wissens würde viele Monate dauern und hunderte Seiten füllen. Ohne ausschließen zu wollen, dass es in zukünftigen Projekten sinnvoll wäre, genau dies zu tun, werde ich aus Ressourcengründen an dieser Stelle im Praxisteil vor allem strukturelle Überlegungen vorstellen.

book icon Literatur

Raoul H. Francé: Das Leben im Boden/Das Edaphon, ISBN: 3922201024.

Edwin Scheller: Grundzüge einer Pflanzenernährung des Ökologischen Landbaus, ISBN: 978-3-941232-09-9.

info icon Information

Justus von Liebig: Chemische Briefe:

https://www.liebig-museum.de/chemische-briefe/

Bausteine für die Zonen für den Erhalt der Fruchtbarkeit

Komposthaufen
Mulchflächen
Laubbäume
Mulchstauden
Wege Grasschnitt

Zonen für die Förderung sozialer Interaktion

Die Zonen für die Förderung sozialer Interaktion sind wohl jene, die meistens vernachlässigt werden. Nichtsdestotrotz sind sie ein wichtiger Bestandteil eines gesunden Betriebes. Feste feiern, auf die eigene Leistung stolz sein und in den Austausch mit unseren Mitmenschen und Mitarbeitenden treten, schafft Resilienz gegenüber Rückschlägen und schwierigen Situationen. Unsere Betriebe sollten auch immer Orte sein, wo man sich wohlfühlen kann. Eine Bank unter dem Apfelbaum oder eine kleine Pagode. Wer seinen Arbeitsplatz und seine Arbeitsumgebung mag, kommt motiviert und gerne zu ihm. Durch ansprechende Räumlichkeiten und das Feiern von Festen erhöhen wir die Mitarbeiterbindung und schaffen eine gemeinsame Identität. Sie helfen uns, Respekt zu erzeugen und Wertschätzung zu kommunizieren. Einige Bausteine dieser Zone sind vom Gesetzgeber in der sogenannten Verordnung über Arbeitsstätten (Arbeitsstättenverordnung – ArbStättV) geregelt. Am besten informiert man sich vor der Einrichtung der entsprechenden Bausteine, so dass diese den gesetzlichen Rahmen erfüllen. So können Folgekosten für eventuelle Umrüstungen oder Neubauten verhindert werden. Die Berufsgenossenschaften können hierbei bei Rückfragen als Ansprechpartner dienen.

info icon Information

Arbeitsstättenverordnung – ArbStättV

https://www.gesetze-im-internet.de/arbst_ttv_2004/BJNR217910004.html


Berufsgenossenschaft Gartenbau

https://www.svlfg.de/berufsgenossenschaft

Bausteine für die Zonen für die Förderung sozialer Interaktion

Aufenthaltsräume
Sanitärräume
Outdoorküchen
Fest- und Meditationsorte

In diesem Video spreche ich mit Britta über Führungsstrukturen und darüber, wie man versuchen sollte, gute Führung in seinem Betrieb zu etablieren.

In diesem Video erklärt uns Britta wie man mit Konfliktsituationen umgehen kann und den Betrieb als Ganzes am Laufen hält.